Rathausplatz

Risiken und Neben­wirkungen des Millionen­invests

Hier ent­­­­­stehen knapp 50 Parkplätze de luxe

(und einer der teuersten Schulhöfe Europas)

Mit dem Gemeinderats­beschluss vom 30. Januar 2025 steht fest: Der sogenannte „Treffpunkt Leimen“ wird gebaut. Genauer gesagt wird ein Parkdeck gebaut, das unter dem dann auf drei Ebenen verschach­telten Schulhof liegt.

Parkplätze bringt das im Überfluss. Doch sind diese extrem teuer bezahlt:

  • Kosten pro Stellplatz: über 140.000 €* (marktüblich sind rund 11.000 € für einen oberirdischen Silo-Parkplatz bis zu 65.000 € für einen Tiefgaragen­­stellplatz in frequentierten Groß­städten)
  • Kosten nur für den Schulhof­neubau: über 3 Millionen €* (bundesweit liegen die oberen Schmerz­grenzen bei rund 1 Million Euro für die Sanierung eines Schulhofes)

* Anmerkung: Bei diesen grob überschlagenen Zahlen sind die im Gesamt­projekt ebenfalls enthaltenen Kosten zur Verlegung der Trafo­stationen (rund 860.000 €) und der Heiz­zentrale (rund 1 Million €) bereits abgezogen.

In der Fantasie der Befür­worter wird dadurch…

  • die Suche nach einem Investor für das sogenannte „Stadthaus“ erleichtertdoch verkennt man dabei, dass weder Parkdeck noch Schulhof einen wesentlichen Einfluss auf die Rendite-Erwartung dieser Immobilie haben
  • wird Leimens Innenstadt quasi automatisch vom „Blech“ befreit, was die Sicherheit für Schulkinder wie auch die Aufenthalts­qualität theoretisch ja durchaus verbessern könnte … doch um dies tatsächlich zu erreichen, müssten konse­­quenter­­weise etliche bestehende Straßen-Parkplätze sowie Zufahrts­möglichkeiten gestrichen werden (was bisher nicht im Geringsten angedacht ist)
  • wird Leimens Einzel­handel einen ungeahnten Aufschwung erfahren, weil in Zukunft ja viel mehr Leute zum Shoppen nach Leimen kommen – wegen der zusätzlich verfügbaren Parkplätze … doch ob diese Rechnung auch nur im Ansatz aufgeht, darf getrost bezweifelt werden. Denn es sind immer noch Angebot und Nachfrage, die das Marktgeschehen bestimmen, und nicht Angebot und Parkplatz.

Was Trotz des Millionen­invests
nicht entsteht:

  • irgendeine Gestaltung des Rathaus­platzes – Leimens Stadtmitte bleibt ohne Investor auch weiterhin eine Brache (wegen einer unzu­reichenden Rendite-Erwartung kann das auch dauerhaft so bleiben = GRÖSSTES RISIKO)
  • irgendein zusätzlicher Anlauf­grund, der zur Belebung der Innenstadt im Bereich des Rathausplatzes beiträgt
  • irgendeine relevante Steigerung der Aufenthalts­qualität insbesondere im Bereich des Rathausplatzes
  • irgendeine räumliche Erweiterung (und damit Entlastung) für die übervolle Turmschule
  • ein der Schülerzahl entspre­chender Ausbau der Kernzeit und Hortbetreuung oder gar eine angemessen dimensio­nierte Mensa an der Turmschule
  • eine Lösung für den nur einge­schränkt möglichen Sport­unterricht an der Turmschule
  • eine neue und attraktive Verortung der Musikschule nach dem Abriss des Musikschul­pavillons
  • irgendeine räumliche Verbesserung für Veran­stal­tungen, zum Beispiel im Kontext der Stadt­bücherei, des Quartiersmanagements oder für Vereine
  • irgendeine Verbesserung des innerstädtischen Mikroklimas – im Gegenteil, es entsteht eine große doppelt versiegelte Fläche in unmittel­barer Nachbarschaft zu einem nicht klimati­sierten Schul­gebäude
  • irgendeine Perspektive zur Wieder­belebung der Erwachsenen­bildung vor Ort (nicht zuletzt – mit Blick auf die Unter­nehmens­ansiedlung – im Bereich der gezielten Weiter­bildung oder sonstiger Qualifizierungs­angebote)

All diese offenen Punkte wären mit einem besseren Gesamtkonzept durchaus zu lösen gewesen – eine verpasste Chance, die so nicht wiederkommen wird.

 

Stattdessen:

  • wird der künftige Handlungs­spielraum der Stadt massiv eingeschränkt durch die mindestens 12,3 Millionen Euro teure Ausgabe – dies geht zu Lasten aller sonstigen Aufgaben­felder (= GRAVIERENDSTE NEBEN­WIRKUNG)
  • verbaut man sich viele Optionen hinsichtlich eines erforderlichen Ausbaus des Schul­standortes in der Zukunft
  • bindet man sich dauerhaft erhebliche Unterhalts­kosten ans Bein ohne einen in Relation stehenden, verbuchbaren Gegenwert

Immerhin wird man sich in Zukunft aussuchen können, welchen Park­platz man denn gerne nehmen möchte. Wahlfreiheit ist schließlich ein hohes Gut, das keinesfalls unterschätzt werden sollte. Apropos Wahlfreiheit…

 

Unser Fazit:

Zu Risiken und Neben­wirkungen des „Treffpunkt Leimens“ wenden Sie sich bitte an die hierfür ver­ant­wortlichen Fraktionen der FDP, Freien Wähler, der CDU und auch der SPD oder über­denken Sie einfach Ihre künftige Wahl­entscheidung.