Die Folgen von Freibier

von | 4. April 2008

Am 26.3. berichtete die RNZ unter dem Titel „Der Innenminister schaute nach dem Rechten“ über das sogenannte „Begegnungsfest“ in der Fasanerie. OB-Kandidat Dr. V. Hatte zu seinem Geburtstag ein großes Fass Freibier in die Fasanerie bringen lassen, um es unter den Spätaussiedlern zu verteilen.

Drei Tage später hatte Ralf Frühwirt bei seinem Infostand am Mix-Markt, in dem viele Russlanddeutsche einkaufen, einige Gespräche zu diesem Thema mit Anwohnern aus der Fasanerie. Da die Fasanerie ohnehin unter dem Vorurteil ständigen Alkohol- und Drogenkonsums leide, sei es unverantwortlich, dies durch eine solche Freibieraktion noch zu verstärken, so Stimmen aufgebrachter Spätaussiedler. Alle Bemühungen das Image des „saufenden Russen“ los zu werden, würden durch solche Aktionen, in denen der Zusammenhang von Alkohol und Spätaussiedlern hergestellt wird, zurückgeworfen. Menschen, die hier ein normales integriertes Leben führen aber aufgrund ihres Dialekts als Russlanddeutsche zu erkennen sind, sehen sich erneut mit solchen alten Stereotypen konfrontiert. Außerdem wurde die Befürchtung geäußert, dass der Eindruck entstehen könnte, als ließe man sich in der Fasanerie seine Stimme für ein Glas Freibier abhandeln.

Ein anderer Diskussionspunkt waren die Äußerungen des Innenministers Resch, der ausweislich des RNZ-Berichts jungen Aussiedlern riet, sich Kompetenzen in Bildung und Sprache anzueignen, dann könne man sie in den Polizeidienst übernehmen, wo man sie brauchen könne, weil sie ihre „Pappenheimer“ kennen. Solche Aussagen muss man sich nun ganz detailliert ansehen.

Die Landesregierung hält an einem erwiesenermaßen selektiven dreigliedrigen Schulsystem fest, das viele junge Spätaussiedler erst zu Außenseitern auf dem Ausbildungssektor macht, sie streicht Eingliedrungshilfen, sodass die Kommunen immer mehr auf sich selbst gestellt sind und rät dann jungen Aussiedlern „sich Kompetenzen in Bildung und Sprache anzueignen“. Schon dazu fällt einem eigentlich nichts mehr ein aber der Minister treibt es noch weiter.

In Zeiten, da allenthalben Polizeistationen geschlossen werden, sollen die jungen Aussiedler, die es trotz des hießigen Bildungssystems geschafft haben einen guten Abschluss zu bauen, sich für den Polizeidienst entscheiden, um ihre weniger glücklichen Leidensgenossen besser einkassieren zu können. Dann hob auch er fröhlich den Humpen, obwohl er wissen sollte, dass die Kombination aus (kostenlosem) Alkohol, mangelnder Sprachkenntnis und Perspektivlosigkeit, wie sie auch durch die Politik des Landes erzeugt wird, eine gefährliche Mischung sind.

Aber das spielt wohl keine Rolle, wenn es gilt einem Parteifreund an die Macht zu verhelfen. Ob diese Aktion allerdings wirklich den gewünschten Erfolg hat, darf nach den deutlichen Worten, die Ralf Frühwirt zu hören bekam in Zweifel gezogen werden.