„Energie der Zukunft und die Politik der Energieversorger“

von | 21. Mai 2009

Derzeit befassen sich Stadtverwaltung und Gemeinderat in Leimen mit der künftigen Stromversorgung in Leimen, denn der Konzessionsvertrag mit der EnBW läuft Ende nächsten Jahres aus. Denkbare Szenarien sind, zum Einen der Abschluss eines neuen Konzessionsvertrages mit der EnBW oder anderen Bewerbern und zum Anderen der Rückkauf des Stromnetzes und ein Betrieb in eigener Regie der Stadt oder mit einem Partner in einer neuen Gesellschaft.

Ende letzten Jahres bemühte sich die EnBW um Gespräche mit den Fraktionen, um ihnen ihre Vorstellungen einer künftigen Zusammenarbeit darzulegen. Die GALL war die einzige Fraktion, die aus diesem Gesprächsangebot auch eine öffentliche Veranstaltung gemacht hat, um die Bürgerschaft zu informieren. Zu dieser Podiumsdiskussion konnten wir die umweltpolitische Sprecherin von Bündnis 90/Die Grünen im Bundestag Sylvia Kotting-Uhl und Mirko Krück von der EnBW gewinnen.

Die EnBW betreibt derzeit rund 80% der Stromnetze in Baden-Württemberg und ist daran interessiert, dies auch weiterhin zu tun. Daraus machte Herr Krück keinen Hehl. Als wenig ertragreich, aufwendig und durchaus nicht ohne Risiko beschrieb er den Betrieb des Netzes. Kommunen, die im Energiesektor aktiv werden wollen, sollten ihre Ressourcen lieber in erneuerbare Energien stecken, statt sich mit dem Netzbetrieb abzugeben.

Für Sylvia Kotting-Uhl dagegen sind die Stromnetze ein Machtfaktor bei der künftigen Energiepolitik. Sie verwies auch auf positive Beispiele von Kommunen, die schon bei der letzten Runde der Konzessionsvergaben die Netze zurückgekauft haben. Besonders Schönau im Schwarzwald ist hier zu nennen, bei denen der Netzkauf die Initialzündung für die Gründung der Energiewerke Schönau war, die heute bundesweit Ökostrom anbieten.

Aber an diesem Abend ging es nicht nur um Konzessionsverträge. In einem weiteren Diskussionsblock wurde genauso engagiert über die Zukunft der bundesdeutschen Energieversorgung debattiert. Das Ende der Laufzeit vieler Kraftwerke bis Ende 2020 brauche große Ersatzinvestitionen, so Mirko Krück. Auch wenn die EnBW 3 Milliarden in erneuerbare Energien und Klimaschutz investiere, könnten die Erneuerbaren die Lücke nicht schließen. Daher seien auch neue konventionelle Kraftwerke unumgänglich.

Eine gänzlich andere Herangehensweise zu diesem Aspekt hatte Sylvia Kotting-Uhl. Das Ziel bis 2020 den CO2-Ausstoß um 40% zu reduzieren muss als Fixgröße angesehen werden und die Energieerzeugung habe sich danach zu richten. Schwerfällige Großkraftwerke könnten nicht flexibel genug auf den wechselnden Bedarf reagieren aber gerade auf solche setzen die Energieriesen. Die Grünen dagegen favorisieren kleine regelbare Kraftwerke, die schnell hoch und runter gefahren werden können. Solche Kraftwerke dezentralisieren die künftige Energieerzeugung – Stromkonzerne braucht man dafür aber nicht mehr. Kein Wunder, dass die EnBW daran nicht interessiert ist.

Einigkeit herrschte am Podium darüber, dass die erneuerbaren Energien auch preislich bald konkurrenzfähig sind – sogar die relativ teure Photovoltaik. Schon 2014 wird es nach einer Analyse der LBBW so weit sein. Dann darf man damit rechnen, dass sich das Wachstum der Erneuerbaren – das ohnehin schon immer schneller war, als Politik und Stromkonzerne vorhergesagt haben – noch einmal einen gewaltigen Schub bekommt.

Strittig war dagegen die Frage, ob der dann nötige Ausbau der Überlandnetze volkswirtschaftlich teurer ist, als die Folgen des Klimawandels bei einem fortgesetzen Ausbau konventioneller Kraftwerke.

Die GALL dankte den Referenten für ihre überaus kentnissreichen und mit viel Engagement vogetragenen Beiträge mit regionalem Biowein und lud alle Besucher dazu ein, weiter an dem wichtigen Thema Energie dran zu bleiben.