Auch wenn die s.a.b. von uns gegangen ist – zumindest im Netz existiert und agiert sie nicht mehr – so ist der „brain“ hinter der Unternehmung doch noch weiterhin sehr aktiv. In Adelberg beispielsweise bemüht sich Wolfram Wäscher derzeit als Privatinvestor um das ehemalige Montemaris nebst Campinggelände.
Störend wirkt sich da natürlich die lange Liste der Misserfolge mit PPP-Bädern aus, die im Scheitern des Oversum in Winterberg gipfelte, das sich derzeit in der Abwicklung befindet. Und ganz ungünstig für den umtriebigen Investor ist natürlich, dass das Internet solche Katastrophen nicht nur konserviert, sondern auch in die hintersten Winkel der Republik verbreitet.
Was tun, wenn man weiter im Geschäft bleiben will, der Ruf aber schon arg lädiert ist?
Wolfram Wäscher hat sich auch hier schon das eine oder andere einfallen lassen. In den schlechten alten Zeiten der s.a.b. hat er zum Beispiel die Corporate Responsibility (CR) für sich entdeckt, einen eigenen CR-Rat (Ex Dekan Müller-Bay) in den Aufsichtsrat berufen, und mit Herrn Schwarten auch jemanden nach Leimen entsandt, der bei uns „die Validität der Öffentlichkeitsmeinung“ überprüfen wollte. Über Versuch und Scheitern haben wir ausführlich berichtet.
Nachdem offensichtlich der Ruf der s.a.b. mit CR nicht mehr zu retten war, wurde die verbrauchte Haut s.a.b. abgeworfen. Aber auch das scheint nicht geholfen zu haben. Zu prominent war der Name Wolfram Wäscher mit den Projekten der Firma verknüpft, die Dank Internet auch heute noch sehr präsent sind.
Und nun also Esplorado. Eine Reputationswebseite, nach eigener Auskunft „der Wahrheit verpflichtet“, die aber im Auftrag der „Entität“ Wolfram Wäscher und von ihm bezahlt tätig wird. Trotzdem ist sie natürlich „vertraglich abgesichert“ in ihrer redaktionellen Arbeit nur der Wahrheit verpflichtet, wie es im „Mission statement“ heißt. Man hat also eine Mission, die man im Auftrag und bezahlt von einem Menschen durchführt, eine Mission, die da lautet, seine Reputation wieder herzustellen. Und dennoch reklamiert man eine Unabhängigkeit für sich, wodurch man suggeriert, dass man, wenn es denn etwas Negatives zum Auftraggeber gäbe, das auch publizieren würde. Das ist für mich in etwa so glaubwürdig, als würde ein Theologe behaupten im Auftrag des Papstes völlig ergebnisoffen über die Existenz Gottes zu forschen.
Auf der anderen Seite behauptet Esplorado vor Abschluss des Vertrages die Vorwürfe schon überprüft zu haben und nur weil man zu dem Schluss gekommen sei, dass nichts dran ist, habe man den Auftrag angenommen. Hat man wirklich vorab alle Vorwürfe überprüft, ist man wirklich von München aus durch die halbe Republik über Leimen, Siegburg, Winterberg bis Hannover gefahren – auf eigene Kosten – um vor Ort zu recherchieren? Oder hat man sich wenigstens mit den Verwaltungen der Kommunen in Verbindung gesetzt? Die Verweigerung eines Interviews von Bürgermeister Eickler wird ausführlich thematisiert, in Leimen wurde unseres Wissens nicht nachgefragt. Stundenlang hat man sich mit Herrn Wäscher unterhalten, die GALL die eine der kritischen Seiten betreibt wurde von Esplorado nicht kontaktiert, weder vor Übernahme des Auftrags, noch danach.
Kein Wunder, dass man den Eindruck haben muss, dass die Wahrheit von Esplorado sich doch sehr mit der Wahrheit deckt, die Herr Wäscher seit Jahren zu verbreiten sucht. Für uns wird das sehr deutlich im Artikel „Informationen zum PPP-Projekt in Leimen“, bei dem man die Wäscher-Argumentation anscheinend gänzlich übernommen hat.
Da ist Frau Stute offensichtlich das ein oder andere prüfungslos in den Artikel gerutscht, zum Beispiel, dass uns das PPP-Projekt eine moderne Freizeit- und Kegelanlage gebracht hätte. Die Kegelanlage war geplant und vertraglich vereinbart, die s.a.b. hat sie aber nie fertig gestellt – eines der vielen Streitthemen zwischen der s.a.b. und ihrem angeblich so zufriedenen Kunden Leimen. Sie liegt auch heute noch im selben Zustand da, wie zu Herrn Wäschers Zeiten, Esplorado ist gerne eingeladen das in seine Fotodokumentation über Leimen aufzunehmen.
Dass die Auskömmlichkeit der Besucherzahlen ein kritischer Punkt sowohl in Winterberg, als auch in Leimen war, dem mag wohl niemand widersprechen. Welche Prognosen Winterberg hinsichtlich der in Aussicht gestellten Besucherzahlen gemacht hat wissen wir nicht, aus Leimen gab es keine wie auch immer gearteten Prognosen. Dennoch hat auch Herr Wäscher immer genau damit sein Scheitern in Leimen gerechtfertigt: Leimen hat Zahlen vorausgesagt, die nie eingetroffen sind. Die s.a.b. hat sich darauf verlassen und ist nur gescheitert, weil die Zahlen der Stadt falsch waren.
Alle Zahlen, die Herr Wäscher von Leimen bekommen hat, bezogen sich auf die Vergangenheit, es waren die Besucherzahlen der letzten Jahre vor der s.a.b., die Herr Wäscher von der Stadt Leimen haben wollte und bekommen hat. Dass die Stadt keine Prognose für das künftige Bad machen konnte versteht sich von selbst, wir kannten ja noch nicht einmal die Eintrittspreise des künftigen Bades. Es fragt sich, auf welcher Grundlage wir eine Prognose hätten erstellen sollen.
Die Analyse des Marktes oblag selbstverständlich dem künftigen Betreiber – der s.a.b. – was sie vorab auch immer als Teil ihrer Aufgabe beschrieben hat. So hat die s.a.b. in ihrem „Businessplan und Angebot“ aus dem Jahr 2004 elf Seiten der „Potentialanalyse“ in Leimen gewidmet und zehn Seiten der „Potentialberechnung“, was nach ziemlich viel Aufwand klingt. Auch in ihrem Bemühen das Projekt Leimen zu Werbezwecken zu benutzen wurde immer wieder auf solche Vorarbeiten hingewiesen. In „PPP-Kompakt“, einer Beilage zum Behördenspiegel, die sich selbst als „Informationsbrief für Entscheider aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung“ beschrieb, gab es alleine 2007 mindestens drei Ausgaben, die sich dem Leimener Projekt widmeten.
Hier nur einige Zitate:
Der architektonischen Planung und Konzeption geht hierbei eine Analyse des Standortes und Marktes voraus, welche das Kernstück unserer Projektentwickung darstellt.
September 2007, Autor nicht genannt aber offensichtlich s.a.b. Den gesamten Text gibt es hier.
Um ein wirtschaftlich tragfähiges „Schwimmbadkonzept“ an einem Standort zu entwickeln, erfordert es im Vorfeld eine umfangreiche Marktforschung mit empirischen Studien. … Der private Betreiber geht mit dem Betrieb wirtschaftliche Risiken ein, deshalb ist gewährleistet, dass er sorgfältig recherchiert und keine Pauschallösungen anbietet. Er muss genauestens über standortspezifische Besonderheiten und Voraussetzungen Bescheid wissen.
Oktober 2007, Nadja Goerges s.a.b. Den gesamten Text gibt es hier.
Es gilt im Vorfeld durch primäre und sekundäre Marktstudien herauszufinden welche Stärken und Schwächen bzw. welche Chancen und Risiken an einem Standort vorliegen. Unter Beachtung dieser Prämissen kann die s.a.b. ein erfolgversprechendes Konzept für die jeweilige Kommune vorlegen.
November 2007, Nadja Goerges, s.a.b. Den gesamten Text gibt es hier.
So präsentierte Herrn Wäschers s.a.b. das Kernstück ihrer Projektentwicklung investitionswilligen Kommunen, die also davon ausgehen konnten, die im Businessplan genannten Zahlen seien mit primären und sekundären Marktstudien validiert. Nach dem Scheitern erklärt er dann die Kommune zum Schuldigen, die falsche Zahlen geliefert hat, und Esplorado übernimmt das ohne auch nur im geringsten stutzig zu werden.
Geht’s noch?
Ralf Frühwirt