Schwimmbadkrise – Hochkonjunktur für Schlechterwisser und Zukunftsschauer

von | 21. April 2009

Es war so vorhersehbar, wie das Amen in der Kirche, was nach dem Scheitern des PPP-Bades passieren würde. Aus dem allgemeinen Wortnebel, der das grandiose Versagen verschleiern soll, kristallisieren sich langsam aber sicher zwei Verteidigungslinien heraus, die in den kommenden Wochen wohl noch massiver werden, bis sie schließlich den Blick auf das was passiert ist, gänzlich versperren.

Erstens werden Menschen, die von Anfang an vor dem PPP-Modell gewarnt haben, als Besserwisser in die Ecke gestellt (Wikipediadefinition: „Als Besserwisser wird jemand bezeichnet, der meint, vieles besser zu wissen. Die Bezeichnung Besserwisser soll ausdrücken, der Betreffende neige dazu, andere Menschen zu belehren, verschließe sich aber gegenüber Meinungen und Wissen anderer.“). Da niemand gerne als Besserwisser bezeichnet wird, eignet sich das Wort prima, um Menschen, die es besser gewusst haben zum Schweigen zu bringen. Es wird vor allem von Schlechterwissern verwendet, um Kritik an ihren Entscheidungen zu unterdrücken, besonders wenn deren katastrophale Folgen zutage treten. Im Zusammenwirken mit der zweiten Strategie kann man dann unbehindert die nächsten kostenträchtigen Entscheidungen angehen.

Zweitens wird nämlich das bedingungslose in die Zukunft schauen propagiert. „Alles jammern (über unsere Fehler; der Autor) nützt nichts, wir müssen jetzt in die Zukunft schauen“, ist das Mantra der Schlechterwisser und Zukunftsschauer. Damit wird dem Publikum suggeriert, dass diejenigen, die jetzt noch Fragen stellen, wie das alles so gekommen ist, nichts dafür tun, dass es besser wird. Es ist ein lange bewährtes Prinzip, von allen, die trotz ausreichender Warnungen grandiose Fehlentscheidungen getroffen haben und funktioniert leider immer wieder. Der Zukunftsschauer verneint bewusst , dass man beides tun kann, sowohl die Vergangenheit aufarbeiten, als auch die Zukunft planen. Er tut dies aus Selbstschutz, um sich nicht mit seinen eigenen Fehlern auseinander setzen zu müssen. Dabei ist eine genaue Analyse dessen was zu der Fehlentscheidung geführt hat, unabdingbar, um daraus für die Zukunft lernen zu können.

Ein PPP-Projekt wird in Leimen so schnell niemand mehr in die Hand nehmen, werden sie vielleicht denken. Also (teure) Lektion gelernt? Wir fürchten, dass es so einfach nicht ist, denn hinter den beiden genannten Strategien kann man schon eine Dritte erahnen, die maßgeblich zum Baddesaster beigetragen hat: Das an-einem-Strang-ziehen. Die Verwaltung, Mehrheiten im Gemeinderat, die s.a.b., die Bank, das RP, sie alle haben bei der PPP-Entscheidung vorbildlich an einem Strang gezogen, an dem Strang, an dem das Bad jetzt hängt.

Kritik, Einwände aber auch Alternativen waren schon damals so unwillkommen wie heute. In dieser Hinsicht hat es absolut keinen Lernprozess gegeben. Gestern mussten wir das s.a.b.-Bad schön reden, heute unseren kommunalen Bäderpark, also wieder einmal an einem Strang ziehen.

Vielleicht, mit viel Glück, guten Ideen und großem Engagement der Menschen in Leimen, kann man aus dem Bäderpark in eigener Regie doch noch etwas machen. Ein Bad, das für die Menschen hier attraktiv ist und uns finanziell nicht die Luft abschnürt. Die GALL wird sich bei der Suche nach solchen Lösungen beteiligen und, eigene Konzepte vorstellen. Bedingungslos an einem Strang ziehen, scheuklappig in die Zukunft schauen und dabei Kritikern ein „Besserwisser“ zurufen, wird es aber mit uns auch in Zukunft nicht geben.