von Ralf Frühwirt
Am 26.11.2010 trafen sich die Alternative Liste Sandhausen (AL) und die GALL mit Experten und Interessierten im Bella Italia zu einer Diskussion über Car Sharing und die Chancen eines weiteren Standortes für ein Car Sharing Fahrzeug in Leimen/Sandhausen.
Zunächst erläuterte Herr Hetzel vom VCD (Verkehrsclub Deutschland) die Entwicklung des Car Sharing in Deutschland, das vom VCD seit vielen Jahren unterstützt und gefördert wird. Er betonte, dass jedes Verkehrsmittel seine Bedeutung im Mobilitätsmix hat und dass es darauf ankommt, jedes Verkehrsmittel möglichst ökologisch und ökonomisch effizient einzusetzen. Vom ökologischen Standpunkt einmal abgesehen, ist für viele Menschen ein eigenes Auto auch ökonomisch wenig sinnvoll. Dies wurde in der Diskussion deutlich. Der langen Liste von Unkosten für einen Privat-PKW (Kaufpreis, Kreditkosten, Versicherung, Steuer, Verschleißteile, Inspektionen, Reparatur und Wartung, Hauptuntersuchung, Abgasuntersuchung, Kraftstoff und Betriebsstoffe, Gebühren, Garagen- oder Stellplatzmiete, Maut, Parkgebühren, Entsorgung) steht ein Fahrzeug gegenüber, das über 90% seiner „Lebenszeit“ still steht und langsam aber sicher an Wert verliert. Für viele Menschen war trotzdem die Abschaffung des eigenen Autos nicht denkbar, schon alleine für die Fälle, in denen man doch einmal eines braucht. Diesen kann mit Car Sharing geholfen werden, denn, wie Herr Hetzel erläuterte, ein Car Sharing Auto ist eine (Beförderungs-) Dienstleistung, die in Anspruch genommen werden kann, wenn sie benötigt wird.
Der Geschäftsführer von Stadtmobil Rhein-Neckar Herr Küppers schilderte kurz die vergangenen 18 Jahre des Ausbaus von car Sharing in der Region, von den bescheidenen Anfängen mit einem Schreibtisch im Büro des VCD bis hin zu den aktuell 225 PKW an vielen Standorten in 18 Städten der Metropolregion. Ziel der kommenden Jahre ist es, das Netz der Standorte so weit auszubauen, dass niemand mehr als 500 Meter zum nächsten Car Sharing Stellplatz zurück zu legen hat. Damit wäre das Car Sharing-Netz so dicht wie das Haltestellennetz des ÖPNV. Daher stieß das Anliegen von AL und GALL bald einen Standort in der Nähe des Bahnhofes St. Ilgen einzurichten auch auf offene Ohren. Voraussetzung sind allerdings genug Nutzer im Umkreis. Derzeit gelten 20 Nutzer als Voraussetzung, um ein Fahrzeug an einem Standort ökonomisch betreiben zu können. Hier konnte Herr Küppers ermutigende Zahlen verkünden. Bei Einrichtung des ersten Standortes im Juni in Leimen, gab es hier 20 Nutzer. Seither sind neun weitere hinzu gekommen, also in nur fünf Monaten fast 50% Zuwachs. Zusammen mit den Nutzern in Sandhausen kommen wir auf 38 und werden wohl spätestens 2011 die 40 überschreiten, womit dann einem weiteren Standort nichts mehr im Wege steht.
Herr Küppers erläuterte auch die Kosten für einen Car Sharing Nutzer. Wird man Mitglied fallen zunächst einmal 400.-Euro Kaution und 60.-Euro Aufnahmegebühr an (wobei die Kaution beim Austritt zurück erstattet wird). Was zunächst teuer klingt relativiert sich schnell, wenn man bedenkt, dass ein Privat-PKW inklusive aller Kosten (siehe oben) heute kaum noch für unter 400.-Euro pro Monat betrieben werden kann. Beim Car Sharing fallen an monatlichen Grundkosten nur 7.-Euro an Mitgliedsbeiträgen an. Sonst zahlt man nur, wenn man ein Auto tatsächlich bewegt, dann fallen Fahrtkosten an, die sich aus den gefahrenen Kilometern und dem Zeittarif zusammen setzen. Alle weiteren Kosten inklusive Benzin werden von Stadtmobil übernommen, die die Fahrzeuge selbstverständlich regelmäßig reinigen und warten. Das spart dem Nutzer nicht nur Geld, sondern auch Zeit, die er sonst in Waschstraßen, Werkstätten oder beim TÜV verplempern müsste. Dem Nutzer stehen viele unterschiedliche Wagentypen vom Mini über Kleinwagen, Limousine, Kombi, Cabrio bis zu Vans und Transportern zur Verfügung, die das gesamte Nutzungsspektrum von Autos abdecken können. Das maximale Alter der Fahrzeuge ist fünf Jahre, der Durchschnitt liegt unter zwei Jahre, was hohen Sicherheitsstandard und die Einhaltung aktueller Emissionsgrenzen garantiert.
Herr Neuschäfer, einer der langjährigen Nutzer aus Leimen erläuterte seine bisherigen sehr positiven Erfahrungen und schilderte den praktischen Umgang, von der einfachen Buchung via Telefon oder Internet, bis zur Abbuchung der gefahrenen Kilometer. Bucht man via Internet, kann man sehen, welches das nächste freie Fahrzeug ist, denn selbstverständlich gibt es keine Garantie, dass das Car Sharing Auto um die Ecke zum gewünschten Zeitraum auch tatsächlich verfügbar ist, wobei es in den zehn Jahren, die er Car Sharing nutzt bisher selten zu Konflikten gekommen ist. Auch Herr Neuschäfer hob die Flexibilität hervor, die die unterschiedlichen Autotypen einer Familie bieten. Vom Kleinbus für den Kindergeburtstag bis zum Van für den Urlaub, alles geht. Auch die Tatsache, dass ein Car Sharing Fahrzeug nicht vollgetankt zurück gegeben werden muss, wie das bei den meisten Leihfahrzeugen der Fall ist, schilderte er als positiv. Ein weiteres Plus ist, dass über Stadtmobil auch ein Job-Ticket erworben werden kann, bei dem an Wochenenden und Feiertagen bis zu fünf Personen den Nahverkehr im VRN nutzen können, was den Familienausflug zum preiswerten Vergnügen macht.
Mit einer intensiven Diskussion zwischen Nutzern, Experten und Interessierten ging diese sehr informative Veranstaltung zu Ende. Für AL und GALL steht außer Frage, dass der nächste Schritt zu einer flächendeckenden Versorgung mit Car Sharing sehr bald am Bahnhof St. Ilgen/Sandhausen erfolgen wird.
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