Neue Perspektiven für das Kulturdenkmal?
Dass der Leimener Stadtkern städtebaulich im Argen liegt, ist so etwas wie eine Binsenweisheit. Umso erfreulicher ist es, wenn es engagierte Mitmenschen gibt, die sich damit nicht abfinden wollen, sondern mit Ideen und Eigeninitiative dran gehen, daran etwas ändern. Ein Beispiel hierfür ist die Brucker’sche Mühle, die von einem Privatmann von der Stadt erworben wurde und nun mit viel Eigenleistung grundlegend renoviert wird. Von der Stadt vor mehr als 30 Jahren zum Erhalt des einzigartigen Kulturdenkmals erworben, fehlte jedoch die ganze Zeit über das Geld um dieser Aufgabe auch tatsächlich nachzukommen. Und so verfiel das Anwesen trotz Vermietung immer mehr, bis schließlich sogar Teile davon abgerissen werden mussten.
Im Rahmen ihrer Begehung des Leimener Stadtkerns ließ sich die GALL vom neuen Eigentümer der Mühle über sein Bauvorhaben unterrichten. Sein Ziel ist eine Doppelnutzung: privater und öffentlicher Raum nebeneinander. Der Wohntrakt soll vom eigentlichen Mühlenteil getrennt und vermietet werden, die Mühle selbst über einen Förderverein erstmals der Allgemeinheit zugänglich gemacht werden, in Anbetracht des verwahrlosten Zustandes ein unglaublich ambitioniertes Vorhaben.
Man sollte nun meinen, dass ein solches Projekt eine wohlwollende Förderung durch die verantwortlichen Stellen finden müsste. Doch waren viele Hürden im Genehmigungsverfahren zu überwinden, nicht zuletzt wegen des vielleicht ungewohnten Umgangs in Leimen mit dem Denkmalschutz. Hier wurde bisher lieber Totalsaniert, als Anreize zu schaffen und kreativ mit den Möglichkeiten engagierter Bürger umzugehen. Wir können nur hoffen, dass er sein Vorhaben mit der gleichen Beharrlichkeit zu Ende führen wird, mit der er es auch begonnen hat.
Michael Reinig