Rathausplatz-Gestaltung in Leimen: Die Stadtentwicklung als Ganzes sehen

von | 20. Mai 2019

Stellplätze sind ein wichtiges Thema rund um Leimens Rathausplatz – aber bei weitem nicht das einzige. Wir sehen in Leimens Innenstadt aktuell drei weitgehend ungelöste Themenfelder, die langfristig miteinander in Einklang gebracht werden müssen:
  1. Die innerstädtischen Schulen – Teil der öffentlichen Aufgaben – derzeit mit erheblichen Engpässen belastet,
  2. die Gestaltung des Rathausplatzes mit guter Aufenthaltsqualität und guten Wegebeziehungen und
  3. eine Lösung für das verfallende Bergbrauerei-Areal, das in der Gesamtfläche die besten Voraussetzungen für ein Investorenprojekt bietet.

Der aktuell verabschiedete Kompromiss zur Rathausplatzbebauung zwischen Stadtverwaltung und der Mehrheit des Gemeinderats sieht vor, dass die Planung einer Tiefgarage in Auftrag gegeben wird, sobald ein Planungskonzept (ein Investor) für das darüber liegend angedachte „Stadthaus“ gefunden ist.

Der Kompromiss dürfte geleitet sein von dem Wunsch, endlich eine Lösung für den schmucklosen Platz zu finden und dabei gleichzeitig alle Parkplatzprobleme zu lösen. Einerseits verständlich. Andererseits aber auch deutlich zu kurz gedacht. Denn würde der Kompromiss tatsächlich realisiert werden, dann würde sich dies auf benachbarte, ebenfalls noch zu lösende Aufgabenfelder sogar kontraproduktiv auswirken.

Statt sich mit Scheuklappen ausschließlich auf die Platzbebauung mit Parkraum zu fokussieren, lohnt es also, den Blick auf den innerstädtischen Bedarf insgesamt zu richten – „links und rechts“ des Rathausplatzes.

 

Ein differenzierter Blick auf die Gesamtsituation, um langfristig bessere Entscheidungen zu treffen

1) Der Bedarf im schulischen Bereich

Insbesondere in der zum Rathausplatz benachbarten Turmschule ist ein erhöhter Raumbedarf dauerhaft gegeben. Auch wenn dort der ein oder andere Engpass durch geschicktere Raumaufteilung oder Teilsanierung aufgefangen werden kann, löst das noch nicht die Raumnot im Ganzen. Geeignete Räumlichkeiten für den Hort sowie die fehlenden Kapazitäten für den Sportunterricht stehen hier ganz oben auf der Mangelliste – und natürlich eine kindgerechte Schulhofgestaltung.

Erwachsenenbildung – lebenslanges Lernen – spielt in der heutigen Arbeitswelt eine zunehmend wichtige Rolle. Eine deutliche Aufwertung und die Zertifizierung unserer derzeit gesichtslosen Volkshochschule ist allein schon im Interesse der Standortentwicklung dringend geboten. Die Möglichkeit beruflich verwertbarer Abschlüsse vor Ort ist im Kontext einer erfolgreichen Unternehmensansiedlung ein fehlender Baustein. Hier gibt es auch Fördergelder im Rahmen des Fachkursförderungsprogramms des Europäischen Sozialfonds (ESF). Neben der VHS hat aber auch die (erfreulicherweise sehr erfolgreiche) Musikschule ihren Raumbedarf.

2) Die Rathausplatz-Gestaltung

Die wichtigsten Anforderungen an den Rathausplatz als städtischer Mittelpunkt liegen sicherlich in seiner Aufenthaltsqualität mit attraktiven Blickachsen, guten Wegebeziehungen und einer guten Erreichbarkeit. Auch der Identifikationswert für Leimens Bürgerinnen und Bürger ist von Bedeutung.

Ein tragfähiges Mobilitätskonzept hingegen muss alle Verkehrsteilnehmer und die Verkehrswege insgesamt berücksichtigen. Parkraumlösungen müssen daher nicht zwangsläufig allein am Rathausplatz angesiedelt sein.

3) Das Bergbrauerei-Areal

Dieser verfallende Gebäudekomplex liegt ebenfalls in unmittelbarer Nähe zum Rathausplatz. Hier muss eine Lösung entweder zur Sanierung des Eckgebäudes mit westlichem Gebäudeteil, besser aber für den gesamten Gebäudekomplex gefunden werden. Aufgrund der Größe des Areals liegt ein aktives Handeln seitens der Stadt durchaus im öffentlichen Interesse und darf auch erwartet werden. Gleichzeitig bieten sich hier die besten Möglichkeiten für Investoren.

 

Die räumlichen Möglichkeiten am Rathausplatz

Vorrang hat für die GALL ganz klar eine absehbare und nachhaltige Lösung für die bestehenden Engpässe an der Turmschule, durch die den Schülerinnen und Schülern Schuljahr für Schuljahr Nachteile entstehen. Von Lösungen in ferner Zukunft werden viele leider nichts mehr haben.

Man stelle sich nun vor, es fände sich in absehbarer Zeit tatsächlich ein Investor für ein wie auch immer genutztes Stadthaus am Rathausplatz.

Welche Auswirkungen hätte ein solches Investorenprojekt, an das nun gleichzeitig der Bau einer Tiefgarage gekoppelt ist, auf die weitere Schulentwicklung?

Der Altbau der Musikschule müsste der Tiefgarageneinfahrt weichen und für diese Räume Ersatz gefunden werden. Eine zweite Turnhalle, die nötig ist, wenn man regulären Sportunterricht nach Bildungsplan gewährleisten will, wäre nur noch in sehr kleiner Form über der Tiefgarageneinfahrt realisierbar. Wahlweise eine Schulerweiterung mit fachgerechtem Hort – aber schwerlich beides. Immerhin, die Möglichkeiten zur Ausgestaltung des Schulhofs blieben in großzügiger Weise erhalten.

Durch den Bau einer Tiefgarage muss man außerdem von erheblich größeren Belastungen und Einschränkungen für den Schulbetrieb während der Bauphase ausgehen – und von einer viel längeren Bauzeit.

Fazit: Ein Investorenprojekt mit Tiefgarage würde die Möglichkeiten im Umfeld der Turmschule derart eingrenzen, dass der heute ungedeckte Bedarf dort auch in Zukunft kaum mehr gedeckt werden kann.

 

Weiterlesen: Rathausplatzbebauung – ein alternativer Lösungsansatz im Bereich der Schulen