Rudolf Scharping verlässt die s.a.b., ein Nachruf

von | 28. April 2013

Lange Jahre gab es intensive Beziehungen zwischen Rudolf Scharping, bekannt als Verteidigungsminister mit Swimmingpoolerfahrung und den Schwimmbadbauer s.a.b. aus Friedrichshafen, nun ist er aus dem Beirat der s.a.b.-consult – wie die s.a.b. momentan firmiert – ausgeschieden. Zu einem Zeitpunkt, an dem es in der Firma an vielen Ecken brennt.

Keines der PPP-Schwimmbadprojekte läuft rund, in Siegburg trennte man sich im vergangenen Jahr „einvernehmlich“, Hannover musste nochmals Geld nachschießen, um das Misburger Bad am laufen zu halten, und das Winterberger Oversum ging in diesem Jahr in die Insolvenz. Und die neuen Geschäftsfelder (s.a.b.-Eurokindergarten, Stadtentwicklung,…) haben bisher wenig Vorzeigbares hervorgebracht.

Warum Herr Scharping gerade jetzt geht, werden wir wohl kaum klären können, aber ein solcher Bruch ist immer ein guter Zeitpunkt um über die Beziehungen der Vergangenheit Rückschau zu halten.

Als langjähriger Beirat der s.a.b. GmbH und der s.a.b. AG stand er der Firma beratend und unterstützend zur Seite. Er und die anderen bedeutenden „Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Kultur sowie aus sozialen, wie auch kommunalen Bereichen“ halfen der s.a.b. also über die Jahre hinweg PPP-Bäder von Lüdinghausen bis Hannover zu planen, bauen und betreiben, die dann alle mehr oder weniger den Bach runter gegangen sind. Möglicherweise könnte diese Bilanz ein Grund für den ehemaligen Politiker sein sich zurück zu ziehen.

Aber er hat nicht nur als Beirat für die s.a.b. gewirkt. Herr Scharping wurde nach seinem Ausscheiden aus dem politischen Dienst nicht nur BDR-Präsident, sondern hat auch die RSBK (Rudolf Scharping Strategie Beratung Kommunikation GmbH) gegründet, die sich unter anderem mit public Management befasst. Die s.a.b. findet man auf seiner Seite nicht (mehr), dennoch gab es auch hier eine Zusammenarbeit. In dem auf Initiative der RSBK entstandenen Buch „Public Private Partnership in Deutschland“, dessen Mitherausgeber Rudolf Scharping ist, darf Herr Wäscher auf zehn Seiten unter dem Titel „Bürger brauchen Bäder“ erklären, warum Kooperationen (mit Privaten) Erhalt sichern.

Intensiver noch war die publizistische Stütze über den von Rudolf Scharping zusammen mit R. Proll (Chefredakteur des Behördenspiegels) herausgegebenen „PPP-kompakt“. Der Behördenspiegel ist mit 104 000 Exemplaren Deutschlands größte „unabhängige“ Zeitung für den öffentlichen Dienst, diesem lag PPP-kompakt einmal monatlich ab 2007 bei. Als Kooperationspartner erschien in diesem „PPP-Werbeblatt“ regelmäßig die s.a.b. und auch im redaktionellen Teil durfte Wolfram Wäscher oder seine MitarbeiterInnen immer wieder über ihre Projekte berichten. Alleine in den Jahren 2007 bis 2009 hatte die s.a.b. neun Mal die Gelegenheit ihre Projekte im hellsten Licht darzustellen. Das bedeutet, dass in dieser Zeit im Schnitt in jeder vierten Ausgabe ein Jubelbericht von der s.a.b. über die s.a.b. in den Ratsstuben landete.

Diese für beide Seiten sicherlich fruchtbare Zusammenarbeit, die sicher dazu beigetragen hat, dass Deutschland um das eine oder andere PPP-Bad bereichert wurde, scheint nun vorerst beendet.

Wir trauern nicht.

Ralf Frühwirt