Oder: Wie ich meine Spuren verwische
Lange Zeit hat sich auf der homepage der s.a.b. Friedrichshafen nur sehr wenig getan. Außer der ein oder anderen „News“ blieb sie lange sehr statisch. Im Januar 2013 dann fielen geradezu dramatische Veränderungen auf. Bis dahin konnte man bei den Projekten die meisten der PPP-Bäder der s.a.b. finden (Lingenau, Leimen, Hannover/Misburg, Oktopus Siegburg, Oversum Winterberg) und auch Projekte, die entweder schon gescheitert waren (Hechingen) oder noch in der Planungsphase waren (Altstätten, Czestochawa, Pecs). Die Idee war offensichtlich mit einer breiten Palette von PPP-Bädern als Referenzen Eindruck auf potentielle Kunden zu machen.
Dann plötzlich der radikale Schnitt, dem alle Projekte bis auf das Oversum in Winterberg zum Opfer fielen. Sogar der Innovationspreis PPP 2010, den die s.a.b. für das Oktopus bekommen hat, und den man bisher so stolz präsentierte, ist beim Großreinemachen unter gegangen. Zunächst dachten wir, dass man nur die Strategie geändert hat, weil keines der so tollen Projekte wirklich dauerhaft funktioniert hat und weil die Aufklärung, die zum Beispiel auch wir mit unserer s.a.b.-Chronik betreiben, mittlerweile Wirkung zeigt, und deshalb die Badkatastrophen nicht mehr wirklich zur Werbung taugen.
Möglich, dass dies auch eine Rolle gespielt hat, aber mittlerweile gab es eine zweite Welle an Umgestaltung der homepage, die noch einmal ein anderes Licht auf die Sache wirft. Jetzt findet man auf jeder Seite und Unterseite den „Hinweis in eigener Sache:
Die sab AG ist nicht die Nachfolgegesellschaft der s.a.b. gmbh & co. kg.
Die sab AG führt keine Projekte in der Bäderbranche durch. Sie entwickelt, plant und baut keine Gesundheits- und Badeparks, betreibt keine öffentlichen Bäder und beschäftigt keine Bäderexperten.
An Projekten in der Bäderbranche sind wir nicht interessiert.
Deutlicher kann man sich von seinen eigenen Projekten nicht distanzieren. Allerdings bleiben natürlich Fragen offen. Wohin ist die s.a.b. GmbH & Co KG verschwunden? Einen eigenen Internetauftritt hat sie unseres Wissens nicht. Konkurs, Insolvenz, vom Teufel geholt? Geht man nach der homepage der s.a.b., so müsste sie noch existieren. In der „Historie“ der s.a.b. kann man lesen: „Im Frühjahr 2011 wurde die sab AG neben der s.a.b. GmbH & Co KG neu gegründet. Während sich die s.a.b. GmbH & Co KG ausschließlich mit der Entwicklung, dem Bau und dem Betrieb von öffentlichen Bädern befasst, arbeitet die Stadtaufbau ( sab AG ) im Bereich der Stadt- und Regionalentwicklung.“
Und offensichtlich erreicht man sie an der gleichen Adresse (Seestr. 1, 88045 Friedrichshafen ), mit der gleichen Telefonnummer (0754138420 ), unter der gleichen mailadresse (info(at)sab-bodensee.de) und auf der gleichen homepage (http://www.sab-bodense.com). Oder vielleicht doch nicht?
So ganz logisch ist die Historien-Seite ohnehin nicht. Zum Einen will man ja mit der s.a.b. GmbH & Co KG nichts zu tun haben, zum anderen will man aber auf den Werbeeffekt der Tradition („sab ist seit 1995 erfahrener Partner von Kommunen“) nicht verzichten. Und auch an anderer Stelle kann man die Trennung nicht wirklich durchhalten. Schließlich hat man ja auch den Innovationspreis 2011 für das Oversum bekommen, was man auf der entsprechenden Seite nachlesen kann. Hier findet man den Satz: „…mit der sab AG ausgesprochen hat, erhielt das aufstrebende Unternehmen vom Bodensee zum zweiten Mal diesen begehrten Preis.“
Hier wird eindeutig auf den inzwischen getilgten Innovationspreis PPP 2010 verwiesen, den allerdings die s.a.b. GmbH & Co KG erhalten hat, da die AG erst am 1.1.2011 gegründet wurde. Und auch für das 2011 bepreiste Oversum zeichnet eigentlich die GmbH verantwortlich, da der Vertragsbeginn bereits Ende 2009 lag, also lange ehe die AG existierte. Schon interessant, dass man Preise von einer Firma für sich beansprucht, mit der man eigentlich nichts zu tun hat.
Völlig übersehen hat man bei der s.a.b., dass sich in digitalen Zeiten die eigenen Spuren nicht so leicht verwischen lassen. So kann man in den Schwäbischen Stadtnachrichten auch heute noch einen Bericht über den Rechtsformwechsel lesen, der offensichtlich auf Grundlage einer Pressemitteilung der s.a.b. geschrieben wurde (die lange auch auf der s.a.b. homepage zu finden war). Hier ist unter der Überschrift „Unternehmen s.a.b. expandiert als Aktiengesellschaft“ zu lesen: „Das Friedrichshafener Unternehmen s.a.b. GmbH & Co. KG ist jetzt Aktiengesellschaft. Die neue Rechtsform gilt seit dem 1. Januar. Vorstandsvorsitzender ist der bisherige Geschäftsführer Wolfram Wäscher, der das Unternehmen 1995 gegründet hat.“
Warum solche Mühe, die eigene Geschichte umzuschreiben, fragt man sich. Ist es die Vielzahl der gescheiterten Projekte der GmbH, die es geraten scheinen lässt, sich von ihr und dem Bädersektor ganz zu entfernen? Oder könnten auch die anhängigen Prozesse und mögliche Regressforderungen dazu führen, dass man sich bemüht, einen klaren Trennungsstrich zu ziehen, damit die AG nicht für die GmbH gerade stehen muss?
Wir sind jedenfalls gespannt, wie sich die homepage der s.a.b. weiter entwickeln wird.
Ralf Frühwirt